Über viele Jahre galten Buyer Personas als zentrales Element jeder Marketingstrategie. Marketer erstellten detaillierte Profile anhand von Alter, Geschlecht, Einkommen oder Berufsbezeichnung und erwarteten, dass diese fiktiven Figuren Kommunikation und Kanalauswahl steuern. Im Jahr 2025 hat dieser Ansatz jedoch einen großen Teil seiner praktischen Relevanz verloren. Märkte sind dynamischer geworden, Konsumenten verhalten sich weniger vorhersehbar, und Entscheidungen hängen heute stärker vom jeweiligen Kontext ab, als es statische Personas abbilden können.
Klassische Buyer Personas sind in der Regel statische Momentaufnahmen. Sie beschreiben einen „durchschnittlichen“ Kunden zu einem bestimmten Zeitpunkt, basierend auf begrenzten Daten und Annahmen. In der Realität verändern sich Kunden jedoch schneller, als Personas aktualisiert werden können. Wirtschaftliche Entwicklungen, neue Technologien, gesellschaftliche Trends oder globale Ereignisse können Prioritäten innerhalb weniger Monate verschieben und vormals treffende Profile unbrauchbar machen.
Ein weiteres Problem ist die starke Vereinfachung. Traditionelle Personas reduzieren komplexes menschliches Verhalten auf wenige demografische Merkmale. Zwei Personen gleichen Alters und Berufs können vollkommen unterschiedliche Entscheidungen treffen, abhängig von Motivation, Dringlichkeit oder persönlichen Erfahrungen. Wenn Marketingstrategien zu stark auf vereinfachten Personas beruhen, gehen diese entscheidenden Unterschiede verloren.
Zudem fördern Buyer Personas häufig interne Bequemlichkeit statt externe Realität. Teams orientieren sich an vertrauten Beschreibungen und hinterfragen nicht mehr, ob diese noch reale Kunden widerspiegeln. Das erzeugt ein trügerisches Gefühl von Verständnis, das Experimente hemmt und Anpassungsfähigkeit verlangsamt.
Demografische Daten galten lange als verlässlicher Indikator für Kaufentscheidungen, haben jedoch deutlich an Aussagekraft verloren. Informationszugang, Preisvergleichsmöglichkeiten und Bewertungen anderer Nutzer haben Entscheidungsprozesse vereinheitlicht. Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen handeln oft ähnlich, wenn sie sich in derselben Situation befinden.
Verhaltensauslöser wie Dringlichkeit, Vertrauen, wahrgenommenes Risiko oder Bequemlichkeit spielen heute eine größere Rolle als Alter oder Einkommen. Ein Erstkäufer und ein erfahrener Profi können identische Entscheidungswege einschlagen, wenn der Kontext übereinstimmt. Demografie erfasst diese situative Logik nicht.
Folglich verfehlen Marketingbotschaften, die sich ausschließlich an der Identität einer Zielgruppe orientieren, häufig den Kern. Ohne ein Verständnis für Absicht und Kontext bleibt selbst sorgfältig ausgearbeitete Kommunikation wirkungslos.
Modernes Marketing richtet den Fokus zunehmend auf Verhalten statt auf Identität. Statt zu fragen, wer der Kunde ist, fragen Teams, was der Kunde in einem bestimmten Moment erreichen möchte. Dieser Perspektivwechsel ermöglicht es, Strategien flexibel anzupassen und auf reale Handlungen statt auf Annahmen zu reagieren.
Kontextbasierte Modelle analysieren Signale wie Suchanfragen, Content-Nutzung, Geräteverhalten oder zeitliche Faktoren. Diese Daten liefern Einblicke in Absichten und Entscheidungsbereitschaft. Im Gegensatz zu statischen Personas entwickeln sich Verhaltensdaten kontinuierlich weiter und spiegeln aktuelle Bedürfnisse genauer wider.
Gleichzeitig erlaubt dieser Ansatz Personalisierung ohne starre Kategorisierung. Kunden erhalten relevante Inhalte basierend auf ihrem aktuellen Verhalten, nicht weil sie vor Monaten einer bestimmten Persona zugeordnet wurden.
Das Jobs-to-be-done-Modell rückt Aufgaben in den Mittelpunkt, die Kunden erledigen möchten. Menschen kaufen keine Produkte wegen ihrer Eigenschaften als Person, sondern weil sie ein Problem lösen oder ein Ziel erreichen wollen. Diese Sichtweise blendet demografische Nebengeräusche aus.
Durch die Analyse funktionaler, emotionaler und sozialer „Jobs“ hinter einer Entscheidung gewinnen Marketer ein klareres Verständnis für Motivation. Dadurch lassen sich Botschaften, Angebote und Nutzererlebnisse gezielter gestalten.
Im Gegensatz zu klassischen Buyer Personas bleibt das Jobs-to-be-done-Modell auch bei Marktveränderungen relevant. Während sich Tools und Kanäle wandeln, bleiben grundlegende Kundenprobleme meist bestehen.

Der Abschied von klassischen Buyer Personas bedeutet keinen Verzicht auf Struktur. Stattdessen sollten Teams starre Profile durch flexible Modelle ersetzen, die auf aktuellen Daten, Verhaltensmustern und kontinuierlichem Feedback basieren. Das erfordert eine engere Zusammenarbeit zwischen Marketing, Analyse und kundenorientierten Bereichen.
Laufende Forschung wird zum entscheidenden Faktor. Kurze Feedbackzyklen, Nutzertests und direkter Kundenkontakt liefern Erkenntnisse, die statische Dokumente nicht bieten können. Marketing entwickelt sich so von einer Planungsdisziplin zu einem Lernprozess.
Technologie unterstützt diesen Wandel, ist aber nicht der Kern. Entscheidend ist ein kultureller Wechsel hin zu Offenheit, Hypothesentests und Entscheidungen auf Basis belastbarer Erkenntnisse statt etablierter Gewohnheiten.
Der Verzicht auf fiktive Personas eröffnet den Blick auf reale Kundensignale. Daten aus Support-Anfragen, Bewertungen, Nutzerverhalten und Feedback nach dem Kauf liefern ein deutlich realistischeres Bild als erfundene Charaktere.
Dieser Ansatz fördert Empathie, die auf Fakten beruht. Statt zu überlegen, wie eine Persona reagieren könnte, analysieren Teams, wie echte Nutzer handeln und warum. Entscheidungen werden nachvollziehbarer und weniger meinungsgetrieben.
Erfolgreiches Marketing im Jahr 2025 zeichnet sich durch Reaktionsfähigkeit und Relevanz aus. Das Loslassen überholter Buyer Personas ist kein Verlust, sondern ein notwendiger Schritt hin zu echtem Kundenverständnis.